Pinienrindenextrakt

Sekundäre Pflanzenstoffe: verborgene Schätze aus der Natur

Pflanzen sind nicht nur ein essenzieller Teil unserer täglichen Ernährung, sie sind auch biochemisch gesehen äußerst vielseitig. Neben den klassischen Stoffwechselprodukten wie Kohlenhydraten, Proteinen oder Lipiden, sind Pflanzen ebenso reich an „sekundären Pflanzenstoffen“. Diese sind häufig in Rinden, Blättern oder Blüten zu finden, wo sie die Pflanze vor UV-Licht oder Fressfeinden schützen und Bestäuber anlocken. Sekundäre Pflanzenstoffe werden in drei Hauptgruppen unterteilt: Isoprenoide, Alkaloide und Polyphenole. Zu diesen Stoffgruppen zählen auch viele Farbstoffe.

In den 1940er Jahren beschäftigte sich Jacques Masquelier, ein französischer Mikrobiologe (1922-2009), im Rahmen seiner Dissertation mit den Polyphenolen. Im Verlauf seiner Forschung konnte er die bis dahin unbekannten „oligomeren Proanthocyanidine (OPC)“ zum ersten Mal isolieren und beschreiben. Diese farblosen Moleküle bestehen aus zwei bis fünf aneinandergereihten Catechinen und bilden die Vorstufe von Anthocyanen (rote Pflanzenpigmente). Masquelier konnte durch eine Reihe von in vivo Experimenten aufdecken, dass diese Verbindungen sich beim Verzehr positiv auf das vaskuläre System auswirkten. Die Wirkung war so überzeugend, dass schon 1950 das erste OPC-haltige Präparat zur Unterstützung des Herzkreislaufsystems auf den französischen Markt kam.

Die oligomeren Proanthocyanidine wurden zunächst aus Erdnusshäuten gewonnen. Als weitere Quellen dieser hochwirksamen sekundären Pflanzenstoffe wurden in den folgenden Jahren auch Traubenkerne (ein reichlich verfügbares Nebenprodukt der französischen Weinproduktion) und die Rinde der französischen Meereskiefer herangezogen. 1979 wurde der Begriff „Pycnogenol®“ von Jacques Masquelier zur Bezeichnung dieses Rindenextraktes geprägt.

Pinienrindenextrakt als wertvolle Alternative zur klassischen Schmerzbehandlung von Arthrosepatienten

Die französische Meereskiefer (botanisch: Pinus pinaster), die an der südwestlichen Küste Frankreichs wächst und eine typische weinrote Rinde aufweist, wird auch heute noch zur Gewinnung von natürlichem Rindenextrakt genutzt. Dieser ist mittlerweile umfassend untersucht und wird mit dem Slogan „der Goldstandard in der Naturheilkunde“ oder der Bezeichnung „Nature´s Super Antioxidant“ beworben. Der Extrakt weist stark antioxidative Eigenschaften auf und wirkt außerdem entzündungshemmend. Die antiinflammatorische Wirkung ist direkt auf den hohen Gehalt an oligomeren Proanthocyanidinen zurückzuführen. Diese unterdrücken die Synthese relevanter Entzündungsmarker (wie Prostaglandinen) und unterstützen die Aktivierung von Enzymen mit antioxidativen Eigenschaften.

Da eine Arthrose mit der sukzessiven Degeneration von Knorpelgewebe einhergeht, kommt es durch fortschreitenden Knorpelabbau in der Regel früher oder später zu einer sekundären Entzündung im Gelenk. Die entzündliche Arthritis, die man auch als „aktivierte Arthrose“ bezeichnet, geht mit Rötungen, Schwellungen, Wärmeentwicklung oder auch Gelenkergüssen einher. Diese Symptome sind die Folge einer stärkeren Durchblutung des betroffenen Gewebes und Teil der körpereigenen Immunantwort auf den krankheitsbedingten Knochenabrieb. Die „Aktivierungen“ treten in Intervallen auf und resultieren in einem zusätzlichen Knorpelabbau.

Die Arthritis und die damit verbundene Schmerzentwicklung werden häufig mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Aspirin oder Diclofenac behandelt. Diese Wirkstoffe hemmen Schlüsselenzyme (Cyclooxygenasen), welche für die Synthese von entzündungsfördernden Prostaglandinen benötigt werden. Die Schmerztherapie mit NSAR ist aber aufgrund des hohen Risikos für Nebenwirkungen umstritten und daher nicht zur Langzeittherapie geeignet. Um den Knorpelabbau durch häufige Entzündungsschübe nicht zu beschleunigen, ist es jedoch unumgänglich, einer Arthritis frühzeitig vorzubeugen. Daher bietet sich Pycnogenol® als Naturheilmittel zur alternativen Schmerzbehandlung und Entzündungshemmung an.

Eine Supplementation mit Pinienrindenextrakt aktiviert die körpereigene Kollagen-Synthese

Im Jahre 2008 konnte eine italienische Arbeitsgruppe (Belcaro G. et al, „San Valentino Osteo-arthrosis Study“) an einer Reihe von Arthrosepatienten eindrucksvoll nachweisen, dass sich Metaboliten des Pycnogenols® tatsächlich in der Synovialflüssigkeit akkumulieren. Es konnte nach drei Monaten, infolge einer Supplementation von 100 Gramm pro Tag, eine deutliche Verbesserung von Arthrosebeschwerden und ein rückläufiger Knorpelabbau detektiert werden. Vergleichbare Folgestudien konnten diese positive Tendenz bestätigen.

Oligomere Proanthocyanidine, die auch als „Kollagenvitamine“ bezeichnet werden, schützen jedoch nicht nur körpereigenes Kollagen vor dem Abbau, sondern sind auch maßgeblich an dessen Biosynthese beteiligt. Gemeinsam mit Ascorbinsäure wirken die Oligomere als wichtige „Helfer“, indem sie als Cofaktoren von Hydroxylasen agieren. Diese Enzyme hydroxylieren posttranslational Prolin- und Lysinreste innerhalb der neu synthetisierten Kollagenmoleküle und ermöglichen dadurch den Aufbau von festen Faserstrukturen. Die oligomeren Proanthocyanidine lagern sich außerdem an vorhandene Kollagenfasern an und stabilisieren so deren intramolekularen Zusammenhalt.

Pinienrindenextrakt wird seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet

OPC-haltige Extrakte werden als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft, sind gut verträglich und bei ordnungsgemäßer Anwendung frei von bekannten Nebenwirkungen. Das antioxidative und knorpelstärkende Potenzial der Proanthocyanidine hilft Entzündungen in arthrotischen Gelenken entgegenzuwirken, während die Synthese von körpereigenem Kollagen unterstützt wird. Aufgrund dieser Eigenschaften kann der Extrakt sowohl zur Vorbeugung als auch im Rahmen einer Arthrosebehandlung eingesetzt werden. Die empfohlene tägliche Verzehrmenge liegt bei 100-150 Milligramm, zur Prävention sind auch geringere Mengen bis zu 80 Milligramm ausreichend. Durch die Supplementation mit dem Rindenextrakt von Pinus pinaster kann die Verwendung herkömmlicher Schmerzmittel und Antiphlogistika außerdem deutlich reduziert werden.